Alt Bubenberg
Die unbekannte Burg der berühmten Bubenberger
Gemeinde Frauenkappelen bei Bern



So berühmt das Geschlecht der Berner Familie der Bubenberger auch ist, so unbekannt ist die wohl erste Stammburg der Bubenberger, Alt Bubenberg bei Frauenkappelen. Das Geschlecht der Bubenberg ist eng mit der Berner Geschichte verbunden. Schon zu Stadtgründung um 1191 soll ein Bubenberg dabei gewesen sein und sie waren Schultheisse bis ins 16.Jahrhundert. Bis ihr Geschlecht um 1506 mit dem Tod des letzten Bubenberg Adrian II erlosch. Die Bubenberg wirtschafteten und heirateten gut und es kommen im Laufe der Zeit viele Güter und Burgen in den Familienbesitz. Neu Bubenberg bei Schliern, Köniz, Spiez (1338), Mannenberg und Schadau (1348), Ringgenberg (1391), Wartenfels (1456), Strättligen mit Reutigen, Thierachern und Wattenwil sowie Radelfingen (1466). Umso erstaunlicher, dass ihre erste Stammburg praktisch unbekannt ist. Dies ist wohl dem Grund geschuldet, dass in dieser frühen Zeit kaum schriftliche Dokumente erstellt wurden und noch viel weniger davon bis heute erhalten geblieben sind. So ist auch nicht sicher, ob Alt Bubenberg wirklich die Burg der Bubenberger war! Aber es gibt doch einige Hinweise die diese Vermutung rechtfertigen.



Die Burgstelle Bubenberg liegt am Südufer des Wohlensees, früher natürlich der Aare, und nördlich von Frauenkappelen in der Gemeinde Frauenkappelen. Namensgeber des Dorfes war das Augustinerinnen Kloster welches ab 1240 bis Ende des 14.Jahruhunderts bestand. In welchen Zusammenhang die Bubenberger und ihre Burg Alt Bubenberg zum Kloster stand ist mir nicht bekannt. Die Bubenberger hatten aber in der Umgebung viel Landbesitz. Unter anderem in Jaggisbach westlich der Burgstelle.


Dieser Kartenausschnitt zeigt die Burgstelle um 1870. Heute komplett von dichtem Wald umgeben, war die Burgstelle früher völlig frei und von Weidewiesen umgeben und war von weitem zu sehen. Der Flurnamen "in den Bergen" nimmt wohl Bezug zur Burg auch wenn da ein oder zwei Buchstaben-Dreher drin sind. Mit dem auflassen der Weiden und zunehmender verwaldung der Burgstelle verschwand um 1900 auch dieser Flurname wieder.


Die Burg wurde auf einem schmalen Sandsteinfelsen-Sporn angelegt. Vier künstlich angelegte Gräben unterteilen die Anlage in drei längliche Hügel. Die Seiten der Hügel wurden auch bearbeiten und weisen noch heute, am Fusse der Felsen, deutliche Spuren des Sandsteinbruchs auf. Der oberste Hügel wurde wohl nur als Zugangsweg zum mittleren Hügel genutzt. Der mittlere Hügel kann wohl als Vorburg angesprochen werden. Schliesslich führt der Zugang auf den Hügel der Hauptburg. Die Gräben wurden jeweils mit Brücken überwunden. Im Westen der Hauptburg lag der Sod welcher noch heute 9m tief erhalten ist. Westlich und nördlich der Burghügel ist das Gelände künstlich terrassiert und wurde wohl für Nebengebäude genutzt. Das ganze Areal war sicher mit einer Palisade umgeben. Ein gut ausgeprägte Hohlweg führt von Süden her zur Burg hinunter und weiter zur Aare runter. Diese alte Weg war früher sicher ein wichtiger Übergang über die Aare und brachte der Burg gewisse Zolleinnahmen.


  Hohlweg oberhalb der Burg


Zugangsrampe am obersten Hügel 

  Südwestansicht des Haupthügels, rechts die Vorburg


Die Lage des Sodes im Westen der Hauptburg




Heute ist der Sod noch 9 Meter tief. Einige Meter sind da aber schon verwittert und urspünglich war wohl der Sod noch ausgemauert. Das ursprüngliche Niveau daher 4-5 Meter höher als heute.



Deutlich sind Seilspuren jüngerer Tätigkeit sind zu sehen. Es scheint als ob der Sod regelmässig wieder freigeschaufelt wird. Jedenfalls habe ich bei verschiedenen Besuche über Jahre verteilt auch sehr unterschiedliche Füllstände vorgefunden!




in der Südwand des Sods sind Tritte eingeschlagen worden. Sind sie ursprünglich oder erst später von Ausgräber geschlagen worden?




Die Südansicht des Haupthügels. Hier sieht man gut wie der Zahn der Zeit dem Sandsteinfelsen zusetzt. Sicher sind schon grosse Teile des Sandsteinhügels verwittert und verschwunden!-



Apropos Geschichte. Da gibt es von einem Bubenberger doch eine interessantes Geschichte die auch Alt Bubenberg betrifft. Alt Bubenberg wird nur in einer Urkunde erwähnt, die genau diese Geschichte betrifft. Der erste urkundlich bekannte Bubenberg war um 1235 ein Ritter namens Peter. Dieser war über viele Jahre Schultheiss in Bern und besass auch Land und Burg in Frauenkappelen. Als nun der Kaiser Friedrich II mit dem Bischof Bonifatius von Lausanne in Streit geriet wegen des Deutschritter Ordens der in Köniz eingesetzt wurden, mischte sich unser Peter Bubenberg als Bern und Kaiser treuen in den Streit ein. Als der Bischof auf Reisen im Jahre 1241 bei Bern vorbei kam wurde dieser von Peter angegriffen und misshandelt. Der Papst aber fand das nicht gut und legte den Bann auf die Bubenberger. Das war aber für einen Ritter im Mittelalter einer der schlimmsten Strafen. So musste er für seinen und den seiner Nachkommen Seelenfrieden mit der Kirche Frieden schliessen. Das kostete ihn aber all seiner Güter in Frauenkappelen mit Ausnahme seiner Burg. Es ist anzunehmen dass die Kirche diese Güter dem Kloster Frauenkappelen zugeschlagen hat. Die Burg aber musste er für den Bischof offen halten falls der einmal das Bedürfnis hatte für eine Übernachtung! Tatsächlich blieb die Burg im Besitz der Bubenberger bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1506.




Das Wappen der Bubenberg (Wappenscheibe im Berner Münster)





Auf der Ostseite der Burg wurde der Sandstein bearbeitet wie bei einem Steinbruch. Wahrscheinlich, dass viel Steine der Burg hier direkt vor Ort gebrochen wurden.





Seit der Aufgabe der Burg diente die Burg als Stein-Spender für viele Bauten in der Nähe der Burg. Aber immer noch findet man einzelne behauene Steine am Fusse des Burghügels.
Es ist also ganz klar, dass Alt Bubenberg eine Steinburg war. Wahrscheinlich war die Kernburg aus Stein und die Nebenbauten aber immer noch in Holz gehalten. Auch findet man heute keine Spuren
mehr einer steinernen Umfassungsmauer. Gut möglich, dass die Burg nur eine hölzerne Palisade als Umfassung hatte.




Ein altes Bauernhaus im Weiler Wohlei dient heute leider nur noch als Unterstand für Fahrhabe. Bemerkenswert ist die Füllung des Fachwerks. Sie besteht fast komplett
aus Sandsteinquader. Wahrscheinlich, dass hier Steine von Alt-Bubenberg wiederverwendet wurden!



Ein Speicher auf grossen Sandsteinquader im Weiler Wohlei. Früher waren diese Quader in einem uralten Ofenhaus eingebaut, welcher abgerissen wurde.
Auch hier ist es wahrscheinlich, dass diese Quader ursprünglich von Alt Bubenberg stammen.



Alt Bubenberg diente nach ihrer Aufgabe im 15.Jahrhundert noch lange als Spender für Steine und anderem Baumaterial.
So wird ein Teil von Alt Bubenberg bis heute genutzt und lebt noch viele Jahre in anderen Gebäuden weiter!



Die zweite frühe Burg der Bubenberger Neu Bubenberg bei Schliern, Gemeinde Köniz. Aquarell von Albert Kauw um 1775
Beide Burgen bestanden gleichzeitig und wurden wohl auch etwa zeitgleich genutzt und waren bis zu ihrem aussterben im Besitz der Bubenberger.





Literatur und Quellenverzeichnis:

Simone Schenk, Wohlensee, 2020

PD Dr. Armand Baeriswyl in Wohlensee "Burgstelle Alt Bubenberg und die Herren von Bubenberg", 2020

W.F. Mülinen Die Ruinen Bubenberg, 1905

wikipedia.com "Alt Bubenberg"

Dillum.ch/Alt Bubenberg





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erstellt im März 2021

Last updated: 22.März 2021


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