Burgstelle Gümmenen im Üechtland, Kanton Bern, Schweiz
Koordinaten: 585 280/199 230



Städtchen und Burg Gümmenen (Ausschnitt von "die Berner stürmen Gümmenen,1331" aus der Bilderchronik von Tschachtlan um 1470)     



Das Städtchen

Tschachtlan mag es nicht sehr genau genommen zu haben mit der Darstellung von Städtchen und Burg Gümmenen, aber es zeigt dass der Ort Gümmenen einst wichtig und auch grösser war als er heute erscheint. Gümmenen liegt an der Strasse von Bern nach Murten dort wo diese die Saane überquert. Heutzutage ziemlich unspektakulär, lag es aber zu Zeiten der jungen Stadt Bern genau auf der Grenze der Saane-Sense Linie. Die Saane-Sense Linie bildet noch heute die Grenze zwischen dem Bernbiet und Freiburg. Zahlreiche Burgen sicherten die verschiedenen Übergänge auf dieser Linie von Oltigen an der Aare bis hinauf zur Grasburg. Natürlich wurden an diesen Übergängen Zoll verlangt. Wer mit Waren passieren wollte, musste bezahlen. Das machte Gümmenen mit seinen Fähren und später mit der Brücke über die Saane auch wirtschaftlich sehr interessant. Das alte Zoll und Landjägerhaus an der alten Holzbrücke gelegen bestand noch bis ins zwanzigste Jahrhundert obwohl die Zollabgaben um 1853 abgeschafft wurden. Früher fuhren Fähren über die Saane. Später wurden verschiedene Brücken gebaut, die aber meist nicht lange hielten. Die Saane und Sense waren damals noch ungezähmt. Hochwasser überschwemmten das breite Tal zwischen Laupen und dem Zusammenfluss mit der Aare und zerstörten die Brücken immer wieder. Die noch heute bestehende Holzbrücke wurde erst 1732 erbaut. Gümmenen war bis ins 19.Jahrhundert ein typischer Grenz- und Brückenort. Es hatte zwei Tavernen eine Schmiede, das Zoll und Landjägerhaus bei der Brücke sowie verschiedener Gewerbe und Bauernhäuser. Die Häuser zwängten sich im engen Taleinschnitt der Strasse entlang. Richtung Bern war das Städtchen mit Mauer und Graben gesichert. Richtung Norden und Süden vermutlich nur durch Mauern, gegen Westen mit dem Fluss. Die Wehranlagen sind mit der Zeit verschwunden und heute nicht mehr zu lokalisieren. Die Verbreiterung der Staatsstrasse und der Neubau der neuen Strassenbrücke neben der alten Holzbrücke im Jahr 1959 veränderte das Erscheinungsbild von Gümmenen gänzlich. Das Dorf entwickelte sich gegen Norden weiter, während die Häuser südlich der Strasse fast alle weichen mussten.

Ansicht von Gümmenen um 1920.Rechts der alte Gasthof Kreuz.Dahinter der Burghügel.
die linke Strasse führt nach Bern , das rechte Strässchen hinauf nach Mauss und Laupen.
Mit dem Neubau der Brücke und der Verbreiterung der Strasse nach Bern verschwand die ganze Häuserzeile in der Mitte. Quelle: Staatsarchiv online



Ausschnitt aus der Siegfriedkarte Ende des 19.Jh.
Quelle: Bundesarchiv historischer Verkehrswege online




Die Burg



Die Burgstelle Gümmenen befindet sich auf dem Festihubel südöstlich des Dorfs Gümmenen hoch über dessen Dächer mit prächtiger Aussicht über die weite Schwemmebene der Saane. Das fast rechteckige Burgplateau ist von einem tiefen Graben umgeben umringt von einem z.T. gewaltigen Wall. Ein Zweiter, wenn auch kleinerer Graben, bildet die äusserste Verteidigungsline. Auf dem Burgplateau stand einst eine Steinburg mit quadratischem Turm und rechteckigem Grundriss umgeben von einer wohl rechteckigen Ringmauer mit Ecktürmen. Leider sind die Mauerspuren fast alle verschwunden, der Grundriss der Burg lässt sich nur noch erahnen. Das Mauerwerk bestand aus runden, mit Mörtel gemauerten, Flusssteinen und hatte auf der Aussenseite eine Verblendung mit Sandstein-Quader. Ob bossiert oder nicht lässt sich nicht mehr feststellen. Entsprechend der strategischen Wichtigkeit war es aber eine wehrhafte Anlage und durch seine exklusive Lage auch eine repräsentative Burg. Was zu diesen Zeiten genauso wichtig war wie die Wehrhaftigkeit. Es ist anzunehmen, dass vor der Steinburg eine Vorgänger-Burg aus Holz bestand, also eine Erdburg oder Erdwerk. Die gewaltigen Erdarbeiten für Wall und Gräben also älter sind als die Steinburg aber dieser wurden immer wieder den neuen Bedürfnissen angepasst.



Rekonstruktionsversuch der Burg anhand des heutigen Burghügels. Wie die Burg tatsächlich ausgesehen hat, lässt sich heute nicht mehr sagen.
Harald Mischler 2012/13







Der Burghügel heute mit Wall und Graben

       Der Festihubel heute. Ansicht von Westen.


Der Burghügel heute. Ansicht von Osten      


      letzte Mauerreste, innen Flusssteine mit Mörtel, aussen Sandsteinquader



Die Geschichte


Wann und wer die Burg erbaut hat ist unklar. Aber die Burgen an der Saane-Sense Linie sind alle in Burgundisch-/Zähringerzeit entstanden. Also im elften und zwölften Jahrhundert. Historisch erfasst wird die Burg um das Jahr 1250/60 als Peter von Savoyen Gümmenen als Reichslehen übernahm. Seine Kastellane übernahmen die Verwaltung von Burg und Dorf und bauten es stetig um. An der Strasse zwischen Bern und Murten gelegen und mit guten Einnahmen durch Zölle kam Gümmenen aber bald in Konflikt mit dem aufstrebenden Stadt Bern. Verschärft wurde dieser durch den Besitzwechsel zuerst an Rudolf von Habsburg, der Gümmenen dem Ritter Ulrich von Maggenberg gab. Dieser wiederum Gümmenen mir Burg und Dorf an Freiburg abtrat. Der Streit um die Vorherrschaft im Sense-Saane Gebiet zwischen Bern und Freiburg eskalierte im Gümmenenkrieg um die Jahre 1331/33. Die wehrhafte Burg wurde von Bern belagert und schliesslich samt Städtchen zerstört. So jedenfalls schreiben es die Chronisten. Wie viel davon wahr ist ungewiss und wird wohl für immer um Dunkeln der Zeit verborgen bleiben. Die Burg diente dann wohl nur noch als Steinbruch, während das Dorf entlang der Strasse wieder aufgebaut wurde. Als Zoll- und Grenzort blieb Gümmenen wichtig und wurde schliesslich von Bern gekauft. Erst im Jahre 1853 wurde der Zoll aufgehoben. Strategisch wurde der Burghügel erst wieder im ersten und auch im zweiten Weltkrieg wichtig. Es wurden Bunker in den Hügel gebaut, die noch heute zu sehen sind. Auch sonst sind im Burghügel viele Grabtätigkeiten zu beobachten. So sind neben einigen Fuchs- und Dachsbauten auch immer wieder künstliche Grabungen zu sehen. So ist seit kurzem auch ein Hohlraum im südlichen Burghügel zu sehen. Dieser könnte durch eingestürzte Fuchsbauten oder ähnlichem entstanden sein. Auch früher gab es immer wieder Löcher und Tunnel. So berichtet Emanuel Lüthi im Jahr 1913, von einem Tunnel der von der Scheune des alten Gasthofs Kreuz bis zur Burgstelle ging. Von der Burgstelle her war er noch zu betreten, unten war er bereits damals zugemauert worden. Heute sieht man von diesem Tunnel nichts mehr. In den Büchern "Die Burgen und Schlösser der Schweiz" aus den 1930/40er Jahren wird auch das Zwingherrenloch beschrieben. Dieser Tunnel wurde wohl von "Schatzgräber" in den südwestlichen Teil des Burghügels gegraben. E. Lüthi beschreibt diesen Tunnel nicht und auch heute ist davon nichts mehr zu sehen. Also bestand das Zwingherrenloch wohl nur kurze Zeit.



Das Zwingherrenloch um 1936, heute verschwunden.
Photo aus: " Die Burgen und Schlösser der Schweiz" 1936



Skizze aus "Die Reichsstadt Gümmenen" von Emanuel Lüthi, 1913
Er skizziert die Burgstelle "Vesti" mit Doppelgraben und Wall.
-Einer Mauer von der Vesti hinunter zur Saane.(Reste der Mauer sollen 1913 noch sichtbar gewesen sein.)
-Den Tunnel von der Scheune des Gasthofs zur Vesti hinauf.
-Das Dorf im Osten mit Resten eines Stadtgraben
-Er zeichnet auch die Lage des Gerichts (Gerihta) und eines Sodes ein.



     Bunker unterhalb des Burghügels


Die Brücke von 1732 mit dem Vestihubel, abgeflacht, das Burgplateau    


  



Hier gibt es die Burg Gümmenen animmiert!








Literaturverzeichnis:
Emanuel Lüthi, Die Reichsstadt Gümmenen und ihre Umgebung, 1913
Burgenkarte der Schweiz-West
Die Burgen und Schlösser der Schweiz/ Kanton Bern: Jura und Seeland II. Teil/ Paul Aeschbacher, 1936
Historisches Lexikon der Schweiz
Internet
Eine weitere Seite über die Burg gibt es hier: Dillum





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erstellt im Mai 2013


Last updated: 1.Juli 2019


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